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Kurzbeschrieb |
Weiterentwicklung, Implementierung und Evaluation eines digitalen Coachings zur Suchtprävention bei Berufslernenden |
Projektleitung | Severin Haug |
Dauer | 01.2020 - 12.2022 |
Förderung durch / Auftraggeber |
Lungenliga beider Basel, Institut für Suchtprävention Linz, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein |
Kooperationpartner | Pathmate Technologies |
Das Jugendalter ist durch eine Vielzahl biologischer, psychologischer und sozialer Veränderungen gekennzeichnet, die einen bedeutsamen Einfluss auf den weiteren Lebensweg haben. Diese Veränderungen ermöglichen eine grössere Autonomie, den Aufbau sozialer Beziehungen, körperlicher und sozialer Identität. Allerdings gehen sie auch mit einer gesteigerten Risikobereitschaft einher, und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die kognitiven Funktionen des Gehirns, z.B. zur Emotionsregulation, noch nicht voll ausgebildet sind. Dadurch steigt auch die Anfälligkeit für psychische und Substanzgebrauchsstörungen. Einige Jugendliche kommen bereits früh mit Suchtmitteln wie Alkohol, Tabak oder Cannabis in Kontakt und entwickeln missbräuchliche oder abhängige Konsummuster, welche negative Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn, Familien- und Peer-Beziehungen sowie die schulische und berufliche Leistung haben. Andere Jugendliche entwickeln aufgrund ihrer Ressourcen einen risikoarmen Umgang mit Substanzen und zeigen kaum Suchtverhaltensweisen. Um den Einstieg in den Substanzkonsum zu verhindern oder zu verzögern, eignen sich gemäss internationalen Reviews insbesondere substanzunspezifische Lebenskompetenzprogramme, die Sozialkompetenzen vermitteln und gleichzeitig soziale Einflüsse, z.B. durch die Werbung oder die Peergruppe, thematisieren. Bei bereits Konsumierenden erwiesen sich substanzspezifische, Interventionen basierend auf motivationalen und kognitv-behavioralen Prinzipien als wirksam zur Reduktion von Suchtverhalten.
ready4life ist ein mobiltelefonbasiertes Programm zur Suchtprävention bei Jugendlichen, das der Heterogenität jugendlichen Suchtverhaltens Rechnung trägt indem einerseits Lebenskompetenzen gefördert, andererseits basierend auf motivierenden, kognitiv-behavioralen Prinzipien Risikoverhaltensweisen reduziert werden. Konstruktiver Umgang mit Stress und Emotionen sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Substanzkonsum und Sozialkompetenzen werden in interaktiver Form gefördert; Substanzkonsumierende oder Jugendliche mit anderen Suchtverhaltensweisen wie z.B. internetbezogenen Störungen erhalten ein individualisiertes Coaching zur Reduktion des risikoreichen Verhaltens. Das Programm wird basierend auf der sozial-kognitiven Theorie des Gesundheitsverhaltens vom ISGF in Zusammenarbeit mit der Lungenliga Schweiz, unter Beteiligung von Lehrpersonen und Jugendlichen, weiterentwickelt und in allen drei Sprachregionen der Schweiz durchgeführt und evaluiert. Ab dem Schuljahr 2020/21 erfolgt eine Implementierung in Deutschland und Österreich, sowie eine Ausweitung auf die Themenbereiche Cannabis, Social Media-Nutzung und Online-Gaming.
Innerhalb der aktuellen Version des Programms wird auf Basis einer am Smartphone durchgeführten Befragung bei Berufslernenden ein individualisiertes Kompetenzprofil erstellt, aus dem für die Teilnehmenden hervorgeht, in welchen Bereichen sie über ausreichend Ressourcen verfügen und in welchen ein Coaching- oder Beratungsbedarf besteht. Aus den themenspezifischen Programm-Modulen Stress, Sozialkompetenz, Tabak/Nikotin, Cannabis, Alkohol sowie Social Media & Games können sich die Teilnehmenden basierend auf ihrem Risiko- und Ressourcenprofil zwei Module auswählen und erhalten für einen Zeitraum von vier Monaten ein Coaching durch ein automatisiertes Dialogsystem, einen sogenannten Chatbot. Der virtuelle Coach motiviert die Teilnehmenden zu einem sensiblen Umgang mit Suchtmitteln, gibt Feedback zum aktuellen Konsum und informiert in wöchentlichen Dialogen, innerhalb von Contests mit anderen Teilnehmenden und interaktiven Challenges. In einem separaten Chat innerhalb der App beantworten regionale Experten persönliche Fragen. Jugendliche mit risikoreichem Suchtverhalten werden zur Auseinandersetzung mit diesem angeregt und zur Nutzung weiterführender Hilfen motiviert. Um hohe Halteraten zu erzielen sind interaktive Elemente wie Quizfragen, Contests, eine Community und ein spielerischer Wettbewerb in ready4life integriert. Darüber hinaus erhalten Lehrpersonen an Schulen ein Risiko- und Ressourcenprofil ihrer Schulklasse und Vorschläge zur Umsetzung von weiteren verhaltens- und verhältnisorientierten Massnahmen zur Bearbeitung in der Schulklasse.
Das Programm ready4life eröffnet eine attraktive Möglichkeit, um bei Jugendlichen mit unterschiedlichen Risiken und Ressourcen auf individualisierte und interaktive Weise Lebenskompetenzen zu fördern und Suchtverhalten zu reduzieren. Begleitende Evaluationen und Studien der an ready4life beteiligten Institutionen in der Schweiz, Österreich und Deutschland ermöglichen eine ständige Weiterentwicklung und Optimierung des Programms.