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Kurzbeschrieb | Einheitliches gesamtschweizerisches Dokumentationssystem für den Behandlungssektor stationäre Suchttherapie für Menschen mit Drogenproblemen; Teilstatistik des Monitoringssystems act-info |
Projektleitung | Susanne Schaaf |
Dauer | 1995 - 2017 |
Förderung durch / Auftraggeber | Bundesamt für Gesundheit (BAG), Sektion Drogen |
Kooperationspartner | Stationäre Therapieeinrichtungen zur Behandlung von Suchterkrankungen und Sucht Schweiz |
Der Forschungsverbund act-info-FOS umfasst stationäre Suchttherapieeinrichtungen zur Behandlung von Suchterkrankungen. Die beteiligten Einrichtungen bieten – mehrheitlich abstinenzorientierte – Kurz-, Mittel- oder Langzeittherapie für Menschen mit hauptsächlich Drogenproblemen. Nicht berücksichtigt sind Entzugsstationen, stationäre Alkoholkliniken (siehe Residalc), Aussenwohngruppen (ausser als integraler Bestandteil des Therapiekonzeptes) und Wohnheime. Aktuell nehmen rund 50 Einrichtungen am Forschungsverbund teil. Dies entspricht einem Deckungsgrad von etwa 90% aller stationären Drogentherapieeinrichtungen in der Schweiz.
FOS startete 1989 mit vier Einrichtungen als "Verbundforschung therapeutischer Einrichtungen" und ging 1995 in den breit abgestützten Forschungsverbund stationäre Suchttherapie über. Als Teilstatistik des sektorübergreifenden Monitoringsystems act-info (information on addiction care and therapy) stellte act-info-FOS 2003 im Rahmen einer Pilotphase auf die gemeinsam harmonisierten, standardisierten Instrumente um. Im darauf folgenden Jahr wurde die Online-Erhebung DataPool eingeführt. act-info-FOS ist eine der fünf Teilstatistiken neben act-info-Residalc, SAMBAD , HeGeBe und Nationale Substitutionstatistik. Mit der Förderung der Monitoringtätigkeit und des Aufbaus eines harmonisierten und umfassenden Informationsnetzwerken im Bereich der stationären Suchtbehandlung möchte der Forschungsverbund die Grundlagen für eine evidenzgeleitete Gestaltung und Optimierung der stationären Suchthilfe in der Schweiz bereitstellen.
Ziel ist die Erstellung einer umfassenden Dokumentation der Lebenssituation der Klientinnen und Klienten vor Therapiebeginn bzw. bei Austritt. Die Datenbasis ermöglicht das Aufzeigen von Entwicklungstrends bei der Klientele in stationärer Therapie wie beispielsweise die starke Zunahme von Kokainproblemen oder die zunehmende Integration von Substitutionsbehandlung ins abstinenzorientierte Therapiekonzept. Als Teilstatistik des Monitoringsystems act-info können die act-info-FOS-Daten mit denjenigen der anderen Behandlungsbereiche (ambulante Suchtbehandlung, stationäre Alkoholbehandlung, Methadonsubstitution, heroingestützte Behandlung) verglichen werden. act-info-FOS bietet zudem Basisdaten für weiterführende Forschung wie z.B. Follow up-Studien. Auf übergeordneter Ebene (act-info) werden folgende Ziele angestrebt: Schaffung eines nationalen Informationsnetzwerkes zu Personen in Suchtbehandlung, Verbesserung der Kenntnisse über die Beanspruchung des Suchthilfesystems, frühzeitige Erkennung von Trends hinsichtlich Klientencharakteristika, Konsum- und Suchtverhalten sowie hinsichtlich spezieller Probleme und Bedürfnisse, Dokumentation der Strukturen des Suchthilfesystems, Praxis-Transfer, Vergleichbarkeit mit anderen Ländern, Basisdaten für weiterführende Forschung.
Innerhalb der Verbundstruktur bestehen drei Projektstufen:
act-info-FOS umfasst einen Eintritts- und einen Austrittsfragebogen. Dokumentiert werden soziodemografische Angaben, Angaben zur Wohn- und Arbeitssituation, zur Behandlungserfahrung, zu Suchtproblemen und Konsummustern sowie zum Legalstatus. Die Instrumente enthalten sog. Kernfragen, die für alle Teilstatistiken des Gesamtprojektes act-info verbindlich sind, und bereichs- oder themenspezifische Modulfragen. Die act-info-Variablen sind TDI-kompatibel (Treatment Demand Indicator), sodass auch die Möglichkeit zu europäischen Vergleichsstudien besteht.
Rund 75% der beteiligten Einrichtungen erheben ihre Daten online. Die übrigen Bogen werden der Koordinationsstelle act-info-FOS im Laufe des Jahres in Papierversion zugestellt und durch eine externe Firma mittels der Software DataPool ebenfalls online erfasst. Die Institutionen sind angehalten, gemeinsam mit jeder neu eintretenden Klientin, jedem Klienten spätestens zwei Wochen nach Eintritt den Eintrittsfragebogen auszufüllen. Zum Zeitpunkt des Therapieaustritts einer Klientin, eines Klienten (bei unvorhergesehenen Austritten spätestens 30 Tage nach Behandlungsabbruch) muss der Austrittsfragebogen ausgefüllt werden.
Die Datensicherheit im Rahmen von act-info ist durch ein mehrstufiges Verschlüsselungsverfahren gewährleistet, welches sich an den Standards des Bundesamtes für Statistik orientiert. Als erstes wird in der Therapieeinrichtung nach einheitlichen Regeln ein Klientencode erstellt, der sich aus 4 Buchstaben bildet und zusammen mit den Daten ans Forschungsinstitut geliefert wird. Die zweite Verschlüsselung erfolgt im Forschungsinstitut, bevor die Kerndaten vollständig anonymisiert (hinsichtlich Klient und Institution) in die nationale Datenbank des BAG weitergeleitet werden. Dabei wird jeder Datensatz auf Basis des Klientencodes sowie weiterer Angaben mittels zweier Keys (Personen-Key mit 16 Zeichen, Session-Key mit 256 Zeichen) automatisiert verschlüsselt. Eine dritte Verschlüsselung mittels eines Jahres-Keys erfolgt im BAG in Bezug auf die nationale Datenbank. Die Datenbank des ISGF, welche sowohl die Kern- als auch die Moduldaten umfasst, wird nur durch die Koordinationsstelle act-info-FOS zum vertraglich vereinbarten Zweck und unter Wahrung des gesetzlich festgelegten Datenschutzes genutzt. Die Nutzung durch Dritte (andere Forschungsinstitute, Kantone) setzt einen Antrag sowie die Einwilligung der betroffenen Einrichtungen voraus.
Die Veröffentlichung von Daten aus dem Forschungsverbund act-info-FOS ist in folgendem Dokument in drei Landessprachen geregelt:
act-info-FOS erstellt zu jedem Betriebsjahr einen Tätigkeits- und Jahresbericht (deutsch und französisch) mit der schweizerischen Gesamtstatistik und einer Spezialauswertung zu einem ausgewählten, für die stationäre Suchttherapie relevanten Thema.
Die beteiligten act-info-FOS-Einrichtungen erhalten zudem jährlich einen vertraulichen Institutionsbericht mit den Auswertungen ihrer Klientendaten. Dies ermöglicht ihnen, sich in Bezug auf die schweizerische Gesamtauswertung zu positionieren.
Im Dezember erscheint jeweils der act-info-Jahresbericht des Vorjahres, welcher übergreifende Auswertungen zu den fünf Behandlungsssektoren enthält. Des Weiteren fliessen die Daten aus dem Forschungsverbund act-info-FOS in einen im Namen von act-info verfassten "Im Brennpunkt"-Artikel zu Spezialthemen in der Suchthilfe (Injektionsverhalten, Substanztrends etc.) ein, welcher jährlich auf der act-info-Webseite erscheint.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Therapiezentren ist dem Forschungsverbund act-info-FOS ein wichtiges Anliegen. Neben den regelmässigen Rückmeldungen von Forschungsergebnissen an die Praxis organisiert die Koordinationsstelle act-info-FOS jährliche Treffen zu aktuellen Themen, jeweils in Zürich und Lausanne. Die Tagungsdokumentationen dieser Jahresberichtssitzungen könnten weiter unten heruntergeladen werden. Bei Bedarf organisiert der Forschungsverbund themenspezifische Symposien.