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Die missbräuchliche Verwendung von Medikamenten ist weit verbreitet, wurde aber bis anhin nur selten thematisiert. In der Schweiz nehmen täglich ca. 400‘000 Personen Medikamente mit Missbrauchspotential ein (vor allem Psychopharmaka, Schmerz- und Aufputschmittel) und gemäss Schätzungen sind ca. 60‘000 Schweizer medikamentenabhängig, wobei vor allem Benzodiazepine im Fokus stehen (FOSUMOS, 2013). In der Schweiz weisen ca. 195‘000 Personen einen problematischen Gebrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln auf (Suchtmonitoring, 2012). Neben der Medikamentenabhängigkeit zählen auch die autonome Einnahme von Medikamenten im Sinne einer Selbstmedikation und der Einsatz von Medikamenten zur kognitiven Leistungssteigerung oder Stimmungsaufhellung am Arbeitsplatz bzw. in der Ausbildung zu den missbräuchlichen Anwendungen. Der Gebrauch von aufmerksamkeitssteigernden Medikamenten betrifft in der Schweiz vor allem Männer unter 25 Jahren, wobei auch bei Personen ab 65 Jahren eine höhere Prävalenz verzeichnet wird (Suchtmonitoring, 2013). Die Auswertung der Krankenversicherungsdaten der vergangenen Jahre zeigt eine deutliche Zunahme der Methylphenidatbezüge in der Schweiz (Pletscher & Wieser, 2012) und 2011 verfügten 15% der Personen, die aufmerksamkeitssteigernde Medikamente einnahmen, über kein ärztliches Rezept (Suchtmonitoring, 2012), was beides als Indiz für den missbräuchlichen Konsum dieser Medikamente in der Schweiz gewertet werden kann.
Das ISGF berücksichtigt bei der Erhebung der Daten von verschiedenen Projekten (Begleitevaluation stationäre Suchttherapie, Evaluation Safer Nightlife Swiss) unter anderem auch Gebrauchsmuster von Medikamenten. Zudem konnte mit der SUVA-Studie eine erste repräsentative Studie zum Doping am Arbeitsplatz und in der Ausbildung in der Schweiz verwirklicht werden, die Zahlen zum nicht-medizinischen Gebrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten im Arbeits- und Ausbildungskontext liefert.