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Kurzbeschrieb | Entwicklung und Machbarkeitsüberprüfung eines integrativen Gruppenrauchstopp-Programms für erwachsene Tabakabhängige, die auch regelmässig Cannabis konsumieren |
Projektleitung | Michael Schaub |
Dauer | 05.2011 – 03.2014 |
Förderung durch / Auftraggeber | Tabakpräventionsfonds (TPF) |
Kooperationspartner | ARUD Zürich, Integrierte Psychiatrie Winterthur, Prävention und Suchthilfe Winterthur |
Epidemiologische Studien zeigen einen wesentlichen und vielschichtigen Zusammenhang zwischen Tabak- und Cannabiskonsum auf. Auch aus Untersuchungen zum Ausstieg aus einer Substanz ist ein wesentlicher Zusammenhang ersichtlich: Einerseits scheint die Effizienz von herkömmlichen Interventionen bei Personen, die beide Substanzen konsumieren, geringer zu sein als bei Personen, die ausschliesslich Tabak oder Cannabis konsumieren. Andererseits wird nach einem Konsumstopp der durch das jeweilige Programm abgedeckten Substanz häufig ein steigender Konsum der nicht explizit zum Ausstieg beabsichtigten anderen Substanz beobachtet. Trotz dieser Befundlage wird dem Zusammenhang von beiden Substanzen national und international unzureichend Rechnung getragen. Anhand einer Vorstudie und Bedarfsanalyse (Quinteros-Hungerbühler und Schaub, 2010) wurde mithilfe von quantitativer und qualitativer Methoden ermittelt, ob Konsumierende und Fachpersonen einen Bedarf für ein kombiniertes Rauchstopp-Programm für Tabak und Cannabis sehen, und falls ja, wie ein solches Programm ausgestaltet werden könnte. Da unter anderem die meisten Befragten eine kombinierte Intervention als sinnvoll und notwendig erachteten, soll nun eine solche entwickelt werden.
Im Rahmen des Projekts soll ein integratives Rauchstopp-Programm für Tabakabhängige, die auch regelmässig Cannabis konsumieren, zum simultanen Ausstieg aus dem Tabak- und Cannabiskonsum entwickelt, in einer Pilotstudie eingesetzt und auf seine Machbarkeit und Wirksamkeit hin evaluiert werden. Ziel des Projektes ist es, Tabak- und Cannabiskonsumierende in der Bevölkerung sowie Behandelnde hinsichtlich des Zusammenhangs von Tabak- und Cannabiskonsum zu sensibilisieren. Zudem soll die Bereitschaft von Konsumierenden steigen, sowohl den Tabak- als auch den Cannabiskonsum aufzugeben. Die eigentlichen Teilnehmenden des integrativen Rauchstopp-Programms sollen ihren Tabak- und Cannabiskonsum stoppen und ihre Abstinenz aufrechterhalten.
Mittels Literaturrecherche und Zuhilfenahme der in der Vorstudie gewonnenen Erkenntnisse wird in Kooperation mit der Integrierten Suchthilfe Winterthur (ISW) sowie der ARUD Zürich ein Therapiemanual zum gleichzeitigen Ausstieg aus dem Tabak- und Cannabiskonsum entwickelt. Zur Rekrutierung und zur allgemeinen Informationsvermittlung wird zudem eine interaktive Website aufgebaut. Nach der Schulung von Kursleitenden und der Rekrutierung von Teilnehmenden werden die Kurse an zwei Orten (in Zürich und Winterthur) im Gruppensetting mit allfälligen ergänzenden Einzelsitzungen durchgeführt. Vor, während und nach Abschluss des Kurses sowie im Rahmen einer Follow-Up-Befragung werden Daten zur Machbarkeit und Wirksamkeit der Intervention erhoben. Diese werden durch Selbstauskunft der Teilnehmenden, durch objektivierbare Messungen (CO-Atemanalysen bzw. Speicheltests) und durch Befragung der Kursleitenden gewonnen und im Anschluss ausgewertet. Ferner sind eine externe summative Evaluation sowie eine ausführliche Dissemination der Ergebnisse an Wissenschaft und Praxis vorgesehen.
Bisher existieren noch keine wissenschaftlich dokumentierten Interventionen zum gleichzeitigen Tabak- und CannabisRauchstopp. Weiter ist gemäss der Vorstudie zu erwarten, dass ein Kurs, der speziell für Tabakabhängige, die auch regelmässig Cannabis konsumieren adaptiert ist, Zugangsbarrieren dieser Zielgruppe zu herkömmlichen Tabak- oder Cannabis-Programmen zu beseitigen vermag und eine zudem eine effiziente Intervention darstellen könnte. Ferner liefert das Projekt sowohl differenziertes Wissen als auch praktische Erfahrungen hinsichtlich eines simultanen Ausstiegs aus dem Tabak- und Cannabiskonsum, die in Wissenschaft und Praxis genutzt werden können. Bei entsprechenden Ergebnissen wird auf Basis des Projekts eine Schweiz-weite Multiplikation angestrebt.